„Die Wucht des sich behutsam entfaltenden Texts trifft unmittelbar“, urteilte die Jury des W.-G.-Sebald-Literaturpreises, mit dem Lena Schätte 2024 für einen Ausschnitt aus ihrem nun erscheinenden Roman ausgezeichnet wurde. Der Text entwerfe „so sachlich wie zärtlich auf wenigen Seiten das Beziehungsgeflecht einer Familie im Schatten der Alkoholsucht, die sich in jeder Generation auf unterschiedliche Weise Bahn bricht. In der präzisen Beschreibung der Komplexität von Suchtverhalten und der Reaktionen darauf verschränken sich gesellschaftliche und emotionale Dimensionen, eindeutige Täter- und Opferzuschreibungen lösen sich auf.“
Im Mittelpunkt des Romans steht „Motte“, wie die Ich-Erzählerin von ihrem Vater genannt wird. Wobei sie eigentlich zwei Väter hat: den einen, der schnell rennen kann und sich auf alle Fragen eine Antwort ausdenkt. Und den anderen, der von der Werkshalle ins Büro versetzt wird, damit er sich nicht volltrunken die Hand absägt. Und das mit dem Alkohol, sagt die Mutter, war eigentlich bei allen Männern in der Familie so. Auch Motte trinkt längst mehr, als ihr gut tut. Ihr Freund stützt sie, aber kann meistens selbst nicht mehr richtig stehen. Nur ihr Bruder schaut jeden Tag nach ihr. Als bei ihrem Vater Krebs im Endstadium diagnostiziert wird, sucht Motte nach einem Weg, sich zu verabschieden – vom Vater und vom Alkohol.
Lena Schätte, geboren 1993 in Lüdenscheid, debütierte 2014 mit dem Roman „Ruhrpottliebe“. In den Folgejahren arbeitete sie als Psychiatriekrankenschwester im Ruhrgebiet, bis sie 2020 ein Studium des Literarischen Schreibens am Deutschen Literaturinstitut Leipzig aufnahm. Heute betreut sie suchtkranke Menschen in Lüdenscheid – und schreibt. Der Roman „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ erscheint im März bei S. Fischer.
Moderation: Kay Wolfinger
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Deutschen Sebald Gesellschaft.
Zur Anmeldung für die Veranstaltung, die am 18. März 2025, 19:30 Uhr, in der Münchner Seidlvilla stattfindet siehe: tukan-kreis.de.