Gespräch mit Peter Braun über sein Buch »Ilse Schneider-Lengyel: Fotografin, Ethnologin, Dichterin. Ein Porträt«

am 17. April 2020, 19:30 Uhr, in der Stadtbibliothek Füssen [pandemiebedingt ausgefallen]

Im September 1947 trafen sich am Bannwaldsee bei Füssen junge Schriftsteller und Publizisten, die schnell als „Gruppe 47“ bekannt wurden. Ilse Schneider-Lengyel stellte dafür ihr Haus zur Verfügung. Ihre künstlerischen Arbeiten jedoch, die sie auf dem Treffen zur Diskussion stellte, wurden zu Unrecht verschwiegen. Denn Ilse Schneider-Lengyel gehörte zu jenen Frauen, die in den 1920er Jahren in die Moderne aufgebrochen waren: Sie erlernte die Fotografie, studierte Ethnologie und Kunstgeschichte, verkehrte in den Kreisen des Bauhauses und veröffentlichte 1934 ihren ersten Bildband über die Maskenkunst indigener Kulturen.

Im Pariser Exil begann sie unter dem Einfluss der abstrakten Malerei und des Surrealismus auch literarisch zu schreiben. Trotz guter Verbindungen zur „Gruppe 47“, zu der sie bis Anfang der 1960er Jahre Kontakt hielt, konnte sie jedoch einen Großteil ihrer Texte nicht veröffentlichen.

Auf Grundlage des erst spät entdeckten Nachlasses zeichnet Peter Braun ein Porträt der Künstlerin und ihres aufregenden, noch zu entdeckenden Werkes. Mit Hilfe einer Vielzahl von Dokumenten und Quellen erzählt er ihre verschiedenen Lebensstationen und erschließt die unterschiedlichen Kunstströmungen, in denen sich Ilse Schneider-Lengyel bewegte.

Dr. Peter Braun ist Germanist und Medienwissenschaftler und leitet das Schreibzentrum an der Friedrich-Schiller-Universität, Jena. Er studierte deutsche Literaturwissenschaft, Ethnologie und Kunstgeschichte in Hamburg.

Moderiert wird das literarische Gespräch von Kay Wolfinger.

Zum Veranstaltungsflyer der Stadtbibliothek Füssen.

»Rauken und das Allgäu«. Moderation einer Lesung mit Claire Beyer

am 3. April 2020, 19:30 Uhr, im Literaturhaus Allgäu, Immenstadt [pandemiebedingt ausgefallen]

Claire Beyer, 1947 in Blaichach/Allgäu geboren, lebt in Markgröningen bei Ludwigsburg. Sie hat ein Musical über Camille Claudel verfasst und Erzählungen, Kurzprosa und Gedichte in verschiedenen Anthologien sowie einen Band mit Lyrik veröffentlicht. Nach ihrem überaus erfolgreichen Prosadebüt »Rauken« (FVA 2000) erschienen der Erzählungsband »Rosenhain« sowie die Romane »Remis«, »Rohlinge« und zuletzt »Refugium«. – Nach einer Analyse ihres Werkes bei einer Sonthofer Tagung zur Allgäuer Literatur (November 2018) ist sie zum ersten Mal mit einer Autorinnenlesung zu Gast in ihrer ehemaligen Heimat.

Zum Buch
Deutschland zu Beginn der 50er Jahre: Das Mädchen Vroni, zu Beginn der Geschichte sechs Jahre alt, wächst in einer Großfamilie im Allgäu auf, die vom Großvater mit harter Hand regiert wird. Vroni ist den familiären Machtverhältnissen hilflos ausgeliefert. Insbesondere leidet sie unter den unkontrollierten Wutausbrüchen ihres Vaters, der als Kriegsversehrter eine vom Großvater ganz und gar abhängige Existenz führt. Niemand hat den Mut oder die Position, Vroni beizustehen, auch die Mutter nicht. Aber da gibt es Pierre, den Sohn der jüdischen Fabrikantenfamilie im Dorf, die nach Kriegsende aus dem Osten kam, um die geerbte Fabrik zu übernehmen. Pierre spielt Klavier wie Mozart, er »ist« Mozart, ihr Held, der ihr mit seiner Kunst eine Gegenwelt zu den bedrückenden und grausamen Verhältnissen in ihrem Zuhause eröffnet. Mit diesem Jungen, körperlich ein Krüppel, zu dem ihr der Kontakt strengstens untersagt ist, verbindet sie eine zärtliche Freundschaft. Doch als durch Intrigen der Dorfbewohner der Konkurs der Fabrik herbeigeführt und Pierres Familie vertrieben wird, bricht für Vroni eine Welt zusammen. (Frankfurter Verlagsanstalt)

Workshop »Verborgenheit und Sichtbarkeit. Die Figur des Geistersehers in der Kulturtheorie«

am 23. März 2020 am Center for Advanced Studies der LMU München [pandemiebedingt ausgefallen]

Wie lassen sich Texte durch den binären Code von Verborgenheit und Sichtbarkeit lesbar machen? Dieser Frage, mit der implizit auch der Kontext von Interpretierbarkeit und Opazität des Textsinns verbunden ist, wird der Workshop auf Basis einer gemeinsamen Textauswahl nachgehen. Konkreter gefasst wenden wir uns der theoretischen Figur des »Geistersehers« zu, an dessen Existenz genau solche (Un)Sichtbarkeitszustände reflektiert werden.

Teilnehmende u.a.: Prof. Dr. Stefan Andriopoulos (Columbia University), Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel (Universität Augsburg)

Workshop »Schreiben über den See. Texte, Paare, Korrespondenzen«

am 11./12. März 2020 im Franz-Michael-Felder-Archiv, Bregenz

Thematisch wird das „Schreiben über den See“ in aller Breite und auf alle Gattungen bezogen verstanden. Dabei können sowohl Gedichte als auch Prosaarbeiten, aber auch Korrespondenzen aus Archiven in den Blick geraten, die in irgendeiner Form den See als Topos, Motiv oder realen Ort denken bzw. überwinden müssen. Die im Rahmen des Workshops intensiv diskutierten Texte werden auf Wunsch gerne zur Verfügung gestellt.

Der Workshop verbindet an verschiedenen Standorten geleistete Vorarbeiten im Kontext der Theoretisierung regionaler Literaturgeschichtsschreibung. Es schließt damit an jüngere Theorien des Raumes und der Netzwerkbildung in den Kulturwissenschaften an, aber auch an Archivstudien, mit deren Hilfe die motivgeschichtlich und lokal über den See gerichteten Diskursbewegungen beobachtet werden sollen. Die Tagung setzt das Gespräch fort, das im Mai 2019 auf der Londoner Tagung „BODENSEE. Transnationale Literaturen einer Kulturregion“ (geplant von Dr. Andrea Capovilla) bereits reflektiert wurde. Die Beiträge dieser Tagung sind mittlerweile publiziert im Jahrbuch des Franz-Michael-Felder-Archivs 2019 (Innsbruck: Studienverlag).

Konzeption: Jürgen Thaler (Franz-Michael-Felder-Archiv), Kay Wolfinger (LMU München).

Der Workshop wird unterstützt durch die Internationale Bodenseekonferenz.

Franz-Michael-Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz
11. und 12. März 2020, Kirchstraße 28, 6900 Bregenz

Hier geht es zum vollständigen Programm des Workshops.

»Meisterklasse für Literatur« für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe 2019/2020

in Zusammenarbeit mit der Dienststelle des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Oberbayern-Ost

Die »Meisterklasse für Literatur« holt Schülerinnen und Schüler an die Universität und eröffnet ihnen die endlose Welt der Literatur.

Die Teilnahme ist ideal für Jugendliche, die gerne und viel lesen, sich mit Literatur auseinandersetzen, Lust haben, Texte zu analysieren, und über die Kunst der Schriftstellerei vertieft nachzudenken. In thematisch unterschiedlichen Sitzungen werden wir uns mit den Fragen beschäftigen, was Literatur überhaupt ist, was es bedeutet, ein Autor zu sein, wieso der Begriff »Text« nicht so einfach ist, wie es scheint, und wie das Schreiben von Büchern mit dem Literaturbetrieb zusammenhängt.

Ziel dieses Projektes ist es, Forschung und Lehre, wie sie an der Universität betrieben werden, für interessierte Schülerinnen und Schüler zu öffnen. Diese können in thematisch ausgerichteten Seminarsitzungen lernen, was es bedeutet, Germanistik zu studieren, wie literaturwissenschaftliches Denken und Arbeiten funktioniert und wie es schon während der Schulzeit gelingen kann, literarische Texte auf Universitätsniveau zu interpretieren. Es ist nichts weiter nötig als die Bereitschaft zur aktiven und regen Seminarteilnahme, die Lektüre der immer vorab angekündigten Texte und die Neugier mitzumachen. Wir versprechen nicht zu viel: Das Seminar bietet Einblick in das Entstehen und Wirken von Literatur und wird dabei helfen, die Faszinationskraft von literarischen Texten und deren Deutung neu entdecken zu können.