Literatur ist ein einziges System der Verunsicherung.

Ein Gespräch mit Jochen Hörisch

Sie arbeiten so produktiv wie eh und je an großen Monographien. Wie ist Ihre momentane Arbeitssituation und die Einteilung Ihrer Tage?

Die Frage bringt mich insofern in Verlegenheit, als sich das ein wenig geändert hat. Mit Corona ist eine große Lethargie über mich gekommen, die ich auch als angenehm empfinde. Ich habe momentan alles andere als eine Schaffenskrise, aber ich merke, dass ich mich gerne ablenken lasse. Ansonsten bin ich gerne Zwangsneurotiker, wenn man so will und hochstapeln darf: nach dem Vorbild von Thomas Mann. Morgens arbeiten von halb zehn bis zwölf, zweieinhalb Stunden am Stück, nachmittags lesen, spazieren gehen, dies und das tun. Durch Corona ist das ein bisschen durcheinander.

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Populärer Realismus und unpopuläre Gedanken? Eine Debatte zum Buch von Moritz Baßler

Literatur | Saloon am Institut für Deutsche Philologie der LMU München am 16. November 2022

14.00–14.45 Uhr: Kontroversen zur Gegenwartsliteratur? – Ein Austausch mit Martin Hielscher (Verlag C.H.Beck); Moderation: Kay Wolfinger (LMU München)

14.45–15.15 Uhr: Laura Schütz (LMU München): Input – Realismus in der Debatte

15.15–16.15 Uhr: 153 Formen des Nichtseins – Literaturgespräch mit Slata Roschal (vgl. Populärer Realismus, S. 319–327); Moderation: Rabea Conrad und Alina Tempelhoff (LMU München)

16.30–17.15 Uhr: Fabienne Imlinger (München, Podcast Ich lese was, was du auch liest!): „Ich stehe an der Theke, trinke Crémant und weine.“ Literatur-Communities im Netz

17.15–18.15 Uhr: Georg M. Oswald (Carl Hanser Verlag): Zwischen Schriftstellerei und Literaturbetrieb – Eine  Konfrontation mit den Thesen; Moderation: Frieder von Ammon (LMU München)

19.00 Uhr: Der Populäre Realismus auf dem Prüfstand – Gespräch mit Moritz Baßler (WWU Münster), Florian Kessler (Carl Hanser Verlag), Tanja Prokić (LMU München) und Alina Tempelhoff (LMU München)

Philologicum der LMU München, Ludwigstraße 25, Veranstaltungsraum
https://www.germanistik.uni-muenchen.de/ueber_uns/fachschaft/projekte/saloon_projekt/index.html
Welche Position ist saloonfähig und welche nicht? Die Türen zur Debatte sind offen.
Kontakt: saloon@germanistik.uni-muenchen.de

Zwei Beiträge für das Literaturportal Bayern

Im Journal des Literaturportals Bayern sind Ende 2021 die beiden folgenden Beiträge erschienen:

Zum 50. Todestag von Gertrud von le Fort am 1. November 2021: Die Welt überwinden. Sieben Fragen anlässlich des 50. Todestages von Gertrud von le Fort.

Zum 20. Todestag von W. G. Sebald am 14. Dezember 2021: Sinn für eine andere Wirklichkeit. Zum 20. Todestag von W.G. Sebald: Ein Gespräch mit Sebald-Biographin Carole Angier. Carole Angier ist die Autorin der bereits vielfach besprochenen ersten Biografie von W. G. Sebald, die 2021 bei Bloomsbury erschienen ist und in deutscher Übersetzung bei Hanser vorbereitet wird.

Selbstverständlich fühlt sich fast jeder überlegen

Ein Gespräch mit Ulrich Holbein

Wie geht es Ihnen momentan und wo stehen Sie, wenn Sie auf die Entwicklung Ihres Werkes blicken?

Blendend – ganz prachtvoll … leidlich – einigermaßen schloto – das ist Tschechisch und heißt: geht so – bin nicht im Burn-out versunken; allenfalls setzt eine kleine, biologisch bedingte Torschlußpanik mir zu, also gehts mir wohl doch nicht äußerst gut, allenfalls recht mittelprächtig, um nicht zu sagen: unoptimal, miserabel, relativ beschissen, andererseits klage ich merkwürdig selten über Corona, Weltlage, Überwachungsstaat, Systemcrash, Islamisierung, geh zudem nicht an Krücken, muß keinem Brotjob nachgehen, mich nicht mit VermieterInnen plagen, kann jeden Tag arbeiten …

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Neu erschienen

Thomas Honickel: Curriculum Vitae. Die W.G Sebald-Interviews [zus. mit Uwe Schütte], Würzburg: Königshausen & Neumann 2021 (= Schriftenreihe der Deutschen Sebald Gesellschaft, Band 1).

Der erste Band der Schriftenreihe der Deutschen Sebald Gesellschaft versammelt umfangreiches Interviewmaterial aus dem Fundus des Regisseurs und Dokumentarfilmers Thomas Honickel. Entstanden für Honickels vielgelobten Dokumentarfilm W. G. Sebald. Der Ausgewanderte (2007) wurden die in Auswahl und Ausschnitten im Film verwendeten Interviews für den vorliegenden Begleitband vollständig transkribiert und lektoriert, um der Forschung unterschiedliche Perspektiven auf Sebald zugänglich zu machen. Damit wird eine oral history erschlossen, die wichtige Details zu Sebalds Leben und Werk zu ergänzen vermag, sich dabei aber auch als widersprüchlich und heterogen erweist. Uwe Schütte und Kay Wolfinger geben diese Interviews heraus und ordnen sie in einem Vorwort in das Curriculum Vitae ein.

Thomas Honickel ist studierter Germanist und Absolvent der Hochschule für Fernsehen und Film, München. Er drehte 30 Dokumentarfilme für ARD/ARTE, darunter Porträts von Elias Canetti und W. G. Sebald. Sein Film W. G. Sebald. Der Ausgewanderte wurde im Stuttgarter Literaturhaus 2007 uraufgeführt und in zahlreichen Goethe-Instituten und Literaturhäusern Europas gezeigt.


Die literarische Provinz. Das Allgäu und die Literatur, Berlin: Peter Lang 2021.

Bei der Beschäftigung mit der Allgäuer Literatur gibt es Nachholbedarf – sie ist im Unterschied zu anderen Sparten des kulturellen Lebens vergleichsweise schlecht erschlossen und vernetzt. Dasselbe gilt für die Repräsentation des Allgäus als Literaturregion in der Literaturwissenschaft und der Literaturgeschichte. Dieser auf eine Tagung in Sonthofen im Allgäu zurückgehende Band möchte das Allgäu als literarische Region ins Bewusstsein rücken. Mit der Tagung wurde bereits eine kulturpolitische Akzentuierung vorgenommen. Der vorliegende Band nimmt die wissenschaftliche Einordnung der Literatur des Allgäus vor und versteht sich als Startpunkt der Erstellung einer fundierten Literaturgeschichte des Allgäus.


Mystisches Schwabing. Die Münchner Kosmiker im Kontext, Baden-Baden: Ergon 2020.

Flyer zum Download.

Wer waren die Teilnehmer an der Kosmischen Runde, die um 1900 Schwabing zu einem magischen Ort machten? Und was haben die Kosmiker uns heute noch zu sagen? Diesen Fragen sind die Beitragenden des vorliegenden Tagungsbandes nachgegangen. Ziel ist es, die Forschung zu den mystischen Tendenzen in der literarischen Topographie Münchens zur Zeit der Jahrhundertwende neu zu beleben. Der Bogen der Untersuchungen spannt sich dabei von Karl Wolfskehls Dichtungen und dem Kreis um Stefan George bis hin zu Ludwig Derleths geheimem Schreibsystem, den Themen Ludwig Klages’ und den Überlegungen zu Gruppendispositiven im Umfeld der Münchner Bohème. Die Kontexte des mystischen Schwabing, wo die Kosmik geboren wurde, Stefan George dem Gott Maximin begegnete, Albert von Schrenck-Notzing seine Séance-Experimente vollzog und die Gräfin von Reventlow ihre Gäste empfing, sind Anrufungen eines literarisch und künstlerisch verschränkten Okkultismus, eines Feldes, das in diesem Sammelband noch einmal durchmessen wird – nicht zuletzt um die Beschäftigung damit wieder neu zu aktivieren.

»Nebelflecken und das Unbeobachtete«. Neue Forschungsansätze zum Werk W. G. Sebalds im 20. Todesjahr

Tagung via Zoom am 4./5. Juni 2021

Anmeldung unter kontakt@sebald-gesellschaft.de

Programm:

Freitag, 4. Juni 2021

13.00–13.15 Uhr: Begrüßung und Einführung durch Ricardo Felberbaum (Deutsche Sebald Gesellschaft) und Kay Wolfinger (LMU München)

W. G. Sebalds Neuanfänge

13.15–14.00 Uhr: Uwe Schütte (Aston University): Unfinished Business. Das Korsika-Projekt und andere unvollendete Neuanfänge in der Interimsphase

Pause

14.15–15.00 Uhr: Britta Peters (FernUniversität in Hagen): Beredtes Schweigen – Zur Funktion von Ellipsen und Leerstellen im Werk von W. G. Sebald

15.00–15.45 Uhr: Tine Melzer (Hochschule der Künste Bern): Ludwig Wittgensteins Aspektsehen im Werk von W. G. Sebald

Pause

16.00–16.45 Uhr: Scott Bartsch (Verona): Eine Passage nach Amerikum. Die Entstehung von Henry Selwyn

Samstag, 5. Juni 2021

W. G. Sebalds Ähnlichkeiten

13.00–13.45 Uhr: Jürgen Ritte (Université Sorbonne Nouvelle Paris): Austerlitz und das kleine rote Buch – Holzwege der Erinnerung

13.45–14.30 Uhr: Claudia Öhlschläger (Universität Paderborn): Déjà vu. Sebald wiederlesen

Pause

14.45–15.30 Uhr: Florian Trabert (Universität Düsseldorf): „Schatten der Zerstörung“. W. G. Sebalds Die Ringe des Saturn und Judith Schalanskys Verzeichnis einiger Verluste

W. G. Sebalds Gegenwart

15.30–16.15 Uhr: Stefan Neuhaus (Universität Koblenz-Landau): „Die Hölle, das sind die anderen“ (Jean-Paul Sartre). Vom Nutzen existentialistischer Erfahrungen im Werk W. G. Sebalds

Pause

16.30–17.15 Uhr: Paul Whitehead (Universität Mainz): „Schön ist das Leben“. Humor und Witz im Werk W. G. Sebalds