Nebelflecken und das Unbeobachtete

Nebelflecken und das Unbeobachtete. Neue Forschungsansätze zum Werk W.G. Sebalds [hg. zus. mit Dorothea Hauser und Ricardo Felberbaum], Würzburg: Königshausen & Neumann 2023 (= Schriftenreihe der Deutschen Sebald Gesellschaft, Band 2).

Der zweite Band der Schriftenreihe der Deutschen Sebald Gesellschaft widmet sich W. G. Sebald als einem der Literaten des ausgehenden 20. Jahrhunderts, zu dem bereits unterschiedlichste Forschungspositionen existieren. Trotzdem fasziniert sein Werk die Literatur- und Medienwissenschaften nach wie vor und reizt zu immer neuer Auseinandersetzung. Der Band umfasst Ergebnisse der ersten Veranstaltungen der Deutschen Sebald Gesellschaft. Seine Beiträge formulieren neue Positionen zu Sebalds Literatur und entwickeln weiterführende Forschungsansätze, blicken, um mit Sebald zu sprechen, auf die Nebelflecken seiner Bücher und beobachten das bisher Unbeobachtete.

Werkstattlesung und Diskussion mit Thea Dorn

literatur | saloon am Institut für Deutsche Philologie der LMU München am 8. November 2023

In unserem fünften literatur | saloon wollen wir mit Thea Dorn ins Gespräch kommen und mit ihr darüber diskutieren, welche Aufgabe sie der Literatur der Gegenwart zuschreibt und wie populär eine mediale Literaturvermittlung sein muss.

Im Anschluss können wir bei einem kleinen Umtrunk weitersprechen und den Semesterauftakt feiern. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr und Sie möglichst zahlreich kämt! Wir sind sehr gespannt auch auf Eure und Ihre Fragen.

Mittwoch, 8.11.2023, Schellingstr. 3, Hörsaal S007

Kontakt: saloon@germanistik.uni-muenchen.de

Literatur ist ein einziges System der Verunsicherung.

Ein Gespräch mit Jochen Hörisch

Sie arbeiten so produktiv wie eh und je an großen Monographien. Wie ist Ihre momentane Arbeitssituation und die Einteilung Ihrer Tage?

Die Frage bringt mich insofern in Verlegenheit, als sich das ein wenig geändert hat. Mit Corona ist eine große Lethargie über mich gekommen, die ich auch als angenehm empfinde. Ich habe momentan alles andere als eine Schaffenskrise, aber ich merke, dass ich mich gerne ablenken lasse. Ansonsten bin ich gerne Zwangsneurotiker, wenn man so will und hochstapeln darf: nach dem Vorbild von Thomas Mann. Morgens arbeiten von halb zehn bis zwölf, zweieinhalb Stunden am Stück, nachmittags lesen, spazieren gehen, dies und das tun. Durch Corona ist das ein bisschen durcheinander.

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Selbstverständlich fühlt sich fast jeder überlegen

Ein Gespräch mit Ulrich Holbein

Wie geht es Ihnen momentan und wo stehen Sie, wenn Sie auf die Entwicklung Ihres Werkes blicken?

Blendend – ganz prachtvoll … leidlich – einigermaßen schloto – das ist Tschechisch und heißt: geht so – bin nicht im Burn-out versunken; allenfalls setzt eine kleine, biologisch bedingte Torschlußpanik mir zu, also gehts mir wohl doch nicht äußerst gut, allenfalls recht mittelprächtig, um nicht zu sagen: unoptimal, miserabel, relativ beschissen, andererseits klage ich merkwürdig selten über Corona, Weltlage, Überwachungsstaat, Systemcrash, Islamisierung, geh zudem nicht an Krücken, muß keinem Brotjob nachgehen, mich nicht mit VermieterInnen plagen, kann jeden Tag arbeiten …

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Neu erschienen

Thomas Honickel: Curriculum Vitae. Die W.G Sebald-Interviews [zus. mit Uwe Schütte], Würzburg: Königshausen & Neumann 2021 (= Schriftenreihe der Deutschen Sebald Gesellschaft, Band 1).

Der erste Band der Schriftenreihe der Deutschen Sebald Gesellschaft versammelt umfangreiches Interviewmaterial aus dem Fundus des Regisseurs und Dokumentarfilmers Thomas Honickel. Entstanden für Honickels vielgelobten Dokumentarfilm W. G. Sebald. Der Ausgewanderte (2007) wurden die in Auswahl und Ausschnitten im Film verwendeten Interviews für den vorliegenden Begleitband vollständig transkribiert und lektoriert, um der Forschung unterschiedliche Perspektiven auf Sebald zugänglich zu machen. Damit wird eine oral history erschlossen, die wichtige Details zu Sebalds Leben und Werk zu ergänzen vermag, sich dabei aber auch als widersprüchlich und heterogen erweist. Uwe Schütte und Kay Wolfinger geben diese Interviews heraus und ordnen sie in einem Vorwort in das Curriculum Vitae ein.

Thomas Honickel ist studierter Germanist und Absolvent der Hochschule für Fernsehen und Film, München. Er drehte 30 Dokumentarfilme für ARD/ARTE, darunter Porträts von Elias Canetti und W. G. Sebald. Sein Film W. G. Sebald. Der Ausgewanderte wurde im Stuttgarter Literaturhaus 2007 uraufgeführt und in zahlreichen Goethe-Instituten und Literaturhäusern Europas gezeigt.


Die literarische Provinz. Das Allgäu und die Literatur, Berlin: Peter Lang 2021.

Bei der Beschäftigung mit der Allgäuer Literatur gibt es Nachholbedarf – sie ist im Unterschied zu anderen Sparten des kulturellen Lebens vergleichsweise schlecht erschlossen und vernetzt. Dasselbe gilt für die Repräsentation des Allgäus als Literaturregion in der Literaturwissenschaft und der Literaturgeschichte. Dieser auf eine Tagung in Sonthofen im Allgäu zurückgehende Band möchte das Allgäu als literarische Region ins Bewusstsein rücken. Mit der Tagung wurde bereits eine kulturpolitische Akzentuierung vorgenommen. Der vorliegende Band nimmt die wissenschaftliche Einordnung der Literatur des Allgäus vor und versteht sich als Startpunkt der Erstellung einer fundierten Literaturgeschichte des Allgäus.


Mystisches Schwabing. Die Münchner Kosmiker im Kontext, Baden-Baden: Ergon 2020.

Flyer zum Download.

Wer waren die Teilnehmer an der Kosmischen Runde, die um 1900 Schwabing zu einem magischen Ort machten? Und was haben die Kosmiker uns heute noch zu sagen? Diesen Fragen sind die Beitragenden des vorliegenden Tagungsbandes nachgegangen. Ziel ist es, die Forschung zu den mystischen Tendenzen in der literarischen Topographie Münchens zur Zeit der Jahrhundertwende neu zu beleben. Der Bogen der Untersuchungen spannt sich dabei von Karl Wolfskehls Dichtungen und dem Kreis um Stefan George bis hin zu Ludwig Derleths geheimem Schreibsystem, den Themen Ludwig Klages’ und den Überlegungen zu Gruppendispositiven im Umfeld der Münchner Bohème. Die Kontexte des mystischen Schwabing, wo die Kosmik geboren wurde, Stefan George dem Gott Maximin begegnete, Albert von Schrenck-Notzing seine Séance-Experimente vollzog und die Gräfin von Reventlow ihre Gäste empfing, sind Anrufungen eines literarisch und künstlerisch verschränkten Okkultismus, eines Feldes, das in diesem Sammelband noch einmal durchmessen wird – nicht zuletzt um die Beschäftigung damit wieder neu zu aktivieren.